2016



Themen 2016: Signaturen ausgewählter Kräuter, Sträucher und Bäume

ST6 Signaturen - Theorie nach O. Rippe/Zeitschrift Naturheilpraxis




Die PlanetenSignatur in den Pflanzen
Beitrag zum Thema Astrologie und Phytotherapie nach Olaf Rippe
mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift Naturheilpraxis



Die Sternbilder und die Wandelsterne sowie Sonne und Mond bestimmten bis vor einigen Jahrhunderten das Weltbild des Menschen. Es waren die Astrologen, welche Weltpolitik machten. Und sie gaben auch Auskunft über Schicksal und Gesundheit der Menschen.
     

Noch heute betrachten viele nachdenklich den Sternenhimmel, um Antworten auf ihre Fragen zu erhalten, und ein Gang durch die Buchhandlungen zeigt es deutlich - die Astrologie ist nach wie vor gegenwärtig. Kaum eine Betrachtungsweise der Welt hat sich durch die Jahrtausende so hartnäckig behaupten können und dies trotz aller Unkenrufe und Verleumdungen. Sie gilt neben der Magie als die älteste Wissenschaft des Menschen und blickt somit auf einen nahezu unerschöpflichen Erfahrungsschatz zurück. Namen wie Albertus Magnus, Johannes Kepler, Agrippa von Nettesheim, Paracelsus oder Rudolf Steiner waren eng damit verbunden..
     

Wie betrachten hier die Astrologie als weiteres Verständniselement für die Signaturenlehre.



Wie oben so unten, wie unten so oben

"Nichts ist, was die Natur nicht gezeichnet habe, und durch die Zeichen kann man erkennen, was im Gezeichneten verborgen ist" (Paracelsus).

Der ägyptische Eingeweihte Hermes Trismegistos, den manche mit Thot vergleichen, dem ibisköpfigen Gott der Weisheit, fasste den Grundgedanken der Astrologie mit den Worten zusammen: "Wie oben so unten, wie unten so oben - wie aussen so innen, wie innen so aussen". Makrokosmos und Mikrokosmos sind demnach ähnlich, oder anders gesagt: Die Erde ist ein Spiegelbild der Himmelskräfte und jedes irdische Phänomen hat sein Ebenbild im Kosmos und umgekehrt. Im Himmel sieht man die gleichen Prinzipien der Welt, wie im Pflanzenreich und bei den Menschen.
     

In der Astrologie stehen alle Naturreiche mit den Sternbildern, den fünf Wandelsternen 1 und den zwei Lichtern Sonne und Mond in Beziehung. Heute kommen häufig die neu entdeckten Planeten Uranus, Neptun und Pluto hinzu, die man allerdings als höhere Schwingungsebene (Oktave) der Planeten Merkur, Venus und Mars versteht, so dass der Astrologe immer noch von sieben Himmelskräften spricht. 
Die Qualitäten, die sie verkörpern, finden sich in Pflanzen, Tieren und Mineralien, aber auch im Menschen, seinen Organen, Organfunktionen und Krankheiten wieder; dies ist die Lehre von den Entsprechungen oder Korrespondenzen.
     

Nach dieser Anschauung lassen sich Rezepte erstellen, die aus unterschiedlichen Naturreichen zusammengesetzt sind, dabei aber der gleichen kosmischen Kraft unterstehen, 
wie z.B. Gold, Johanniskraut und Biene, die eine Verknüpfung solarer Mittel darstellen. Zur Therapie eignet sich unser Beispiel unter anderem für Kreislaufprobleme, die ebenfalls der Sonne unterstehen. 
Man bezeichnet solche Rezepte als "goldene Ketten", wobei sich die Einzelsubstanzen synergistisch ergänzen, bzw. im positiven Sinne verstärken. Eine goldene Kette kann selbstverständlich auch nur aus Pflanzen bestehen. Dass dies ein völlig anderes Weltbild darstellt, als das heute übliche, ist offensichtlich. 
Im Gegensatz zur modernen Wissenschaft, die eine Heilwirkung von Pflanzen ausschließlich auf ihre stoffliche Zusammensetzung zurückführt, geht die Astrologie von kosmischen Kräften aus, die durch die Pflanze wirken. 

Sie geben den Pflanzen ein Gesicht, ein "Sternengesicht", welches, ergänzt durch Signaturen, wie Gestalt, Geruch, Standort, Vergesellschaftung und vielen anderen Kriterien (siehe Pflanzensignaturen), auf eine eventuelle heilkundliche Verwendung schließen lässt. 


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Die Planeten und ihre Heilpflanzen

Einige Beispiele sollen verdeutlichen, mit welchen Signaturen die Himmelskräfte die Pflanzenwelt zeichnen und welche Heilwirkungen wir davon ableiten können 

Dabei ist es wichtig zu wissen, dass sich in der Regel mehrere Planeten in einer Pflanze verkörpern. Dies trägt vielleicht zu einer anfänglichen Verwirrung bei, aber je länger man sich mit diesem Thema beschäftigt, desto mehr schärft sich die Beobachtungsgabe und man entdeckt, dass sich fast immer die Signaturen weniger Planetenkräfte besonders deutlich hervorheben.

Mond

Viele Mondpflanzen bevorzugen feuchte Standorte, wie die saftige Birke mit ihrer weißen Rinde, der weißblühende Fieberklee und Mädesüß oder die Weide mit ihren silbrigen Blättern. Wieder andere sind saftig und kühlend wie die Vogelmiere. Ihre Wirkung erstreckt sich von Rheuma über Entzündungen bis hin zu fieberhaften Infekten.

     

Antike Mondgöttin und göttliche Hebamme ist Artemis und für die Fortpflanzung zuständig; entsprechend ordnet man vor allem die Keimdrüsen dem Mond zu.
     

Wollen wir beispielsweise eine Fruchtbarkeitssteigerung bewirken, sollten Mondpflanzen wie Basilikum, Frauenmantel, Mistel oder Silberkerze nicht fehlen. Man erkennt ihre lunaren Eigenschaften beispielsweise an ihren zarten weißen Blüten, die meist schnell verblühen, an ihren silbrigen Blättern oder ihrer schleimigen und saftigen Beschaffenheit. 
Der silbrig schimmernde Beifuß, eine der heiligen Pflanzen der Mondgöttin Artemis reguliert den weiblichen Zyklus. Andere Venuspflanzen wie der rosablühende und nach Menstruationsblut riechende Storchschnabel, im Volksmund auch "Kindsmacher" genannt, stehen ihm nahe. Das Mondmetall Silber und oft auch die Küchenschelle in irgend einer Applikationsart, runden das Fruchtbarkeitsrezept ab. 

Als Spiegel der Sonne, entspricht dem Mond auch das Unbewusste und die Fähigkeit zur Reflexion. 
Als Licht der Nacht erhellt er die Abgründe unserer Seele und beeinflusst unseren Schlaf sowie unser Traumbewusstsein. Bei Schlafstörungen, um Zugang zum Unbewußten zu erhalten oder um psychosomatische Beschwerden zu behandeln, sind Mondpflanzen daher unentbehrlich. Merkmale solcher Pflanzen sind z.B. ihr betäubender muffiger Geruch (Baldrian, Maiglöckchen, Patchouli), Nachtfalter die sie umschwärmen (Nachtkerze) oder ihre Blütenpracht, die sich erst nachts entfaltet (Königin der Nacht). Einige sonnenhafte Pflanzen eignen sich zur Ergänzung, wenn Menschen beispielsweise Angst vor der Dunkelheit oder Alpträume haben (Johanniskraut, Engelwurz).
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Merkur
Dem geflügelten Götterboten Merkur/Hermes entspricht das Prinzip des Informationsaustausches, damit alle Stoffwechselprozesse (= Umwandlungsprozesse), die Atmung und das Hormonsystem (Hormon = Hermes).
Merkurpflanzen erkennt man an ihrer schlanken und aufrechten Gestalt (Spitzwegerich); auch rankende Pflanzen zeigen Merkuraspekte (Bittersüß, Efeu, Hopfen). Die Blätter sind meist schmal und lanzettförmig (Eucalyptus, Lavendel, Oleander) oder zart gefiedert (Dill, Fenchel). Bei den Blütenfarben dominieren Blautöne (Lavendel, Lungenkraut) oder die Komplementärfarben Gelb und Violett (Akelei, Bittersüß); auch Schirmblüten zeigen den Merkur (Doldenblütler). Mit seinen Signaturen entspricht der Götterbote dem Element Luft. Merkurpflanzen stärken zum Beispiel die Atmungsorgane bei Infektanfälligkeit oder Allergien; sie eignen sich auch allgemein zur Behandlung von Haut- und Schleimhauterkrankungen (Grenzflächen = Merkur, Saturn).

Dass Pflanzen befreundeter Planeten auch in Rezepten harmonieren, ist selbstverständlich. Aber gerade Mischungen aus Mitteln feindlich gesinnter Planeten zeigen oft besondere Wirkungen, dies aber nur, wenn man einen "Friedensstifter", z.B. Merkurpflanzen, in das Rezept 
Die Idee der Kommunikation wie sie Merkur als Götterbote verkörpert, weist darauf hin, daß man seine Pflanzen häufig verwenden sollte. Sie dienen vor allem zur Abrundung von Rezepten. In seinen Eigenschaften ist Merkur ambivalent. Er harmoniert mit nahezu jeder anderen Planetenkraft. Dies ist wichtig, denn wie im täglichen Leben, so spielt auch unter den Planeten Antipathie und Sympathie eine Rolle, man denke nur an die Liebeleien und Animositäten im olympischen Götterhimmel.
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Venus
Die Schönste im olympischen Götterhimmel ist Venus/Aphrodite, die Göttin der Liebe. Ihre Geburtsstätte ist das Meer (Gefühle), ihr Name: "Schaumgeborene". Ihr sind vor allem Kräuter geweiht, die die Lust und die Lebensfreude steigern (Aphrodisiaka).
Astrologisch ist ihr Einfluss mild und wohltätig. Venuspflanzen runden daher Rezepte aus stark wirkenden Mitteln ab und schwächen deren Nebenwirkungen.

Die Schönheit der Venus zeigt sich auch in ihren Pflanzen. Sie verleiht ihnen harmonische weiche Formen, verwöhnt das Auge mit einer üppigen und bunten Blütenpracht und die Nase mit betörend sinnlichen Düften (oft auch Mond).

Venuspflanzen sind die wichtigsten Bestandteile von Liebestränken (Damiana), Parfüms (Ylang-Ylang), erotischen Körperölen (Rose) und kosmetischen Präparaten (Dachwurz, Gänseblümchen). Aber auch in Venen- (Venen = Venus; z.B. Hamamelis) und Nierenrezepten (Bärentraube) oder in Lebenselixieren (Melisse) sind sie enthalten.
     

In der Psychotherapie sind sie unentbehrlich, da sie die Gefühlswelt von seelischem Ballast reinigen (das Venusorgan Niere ist das Organ der Angst), sozial verträglicher machen (Prinzip der Harmonie) und Selbstsicherheit vermitteln.
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Sonne
Ebenso wohltätig wie die Venus ist die Sonne, die mit ihrer Wärme alles belebt. Im Menschen verkörpert sie sich daher in allen Wärmeprozessen. Im Blut und im Herz-Kreislaufsystem finden sich weitere Entsprechungen. 

Heilpflanzen mit sonnenhafter Natur sind vor allem Bestandteile von Lebenselixieren die den Lebensfunken im Menschen wachhalten, z.B. Theriak (Engelwurz), Aquavit (Johanniskraut, Rosmarin), Frenette (Esche), Melissengeist (Engelwurz, Koriander). Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, daß die meisten Gewürzpflanzen der Sonne unterstehen. Ein gut gewürztes Essen schmeckt eben nicht nur gut, es erhält vor allem die Lebenskraft bis ins hohe Alter.

Einige der Lichtgeschöpfe aus der Pflanzenwelt eignen sich auch zur Herztherapie (Adonis, Rosmarin). "Wie die Sonne auf die Erde wirkt, so wirkt das Herz auf den Leib" (Paracelsus). Als Sonnenorgan ist das Herz der Mittelpunkt im Mikrokosmos Mensch. Entsprechend der astrologischen Bedeutung der Sonne, wird das Herz auch als "Ich-Organ" bezeichnet. Es erkrankt, wenn die äußere Lebensweise nicht mit der inneren Wahrheit übereinstimmt. Sonnenpflanzen eignen sich daher besonders gut, um Folgen einer disharmonischen Lebensweise zu beheben, vor allem wenn zusätzlich Kälte den Krankheitsprozess beherrscht; dies beschränkt sich nicht nur auf eine Schwäche von Herz und Kreislauf, sondern beinhaltet auch die seelische Kälte. Mit ihrer sonnenhaften Natur durchlichten und erwärmen die Heilmittel der Sonne die frierende und verdunkelte Seele (Johanniskraut, Engelwurz). Sie verbessern auch das Selbstwertgefühl (zusammen mit Venus) und helfen bei Selbstzerknirschung sowie Angstzuständen.Wegen ihrer leuchtend-gelben goldigen Farbe oder ihrer majestätischen Gestalt (Sonnenblume, Ringelblume, Johanniskraut) sind Sonnenpflanzen in der Natur leicht zu finden. Ihr warmer balsamischer Geschmack hinterläßt auf der Zunge ein sanftes Glühen (Engelwurz, Gelbwurz), eine Signatur ihrer wärmenden Eigenschaften. 

Mit dem Ich-Bewußtsein ist untrennbar die Selbsterkenntnis verbunden. "Erkenne Dich selbst" stand auf den Toren Delphis geschrieben, der Orakelstätte des Sonnengottes Apollon. Besonders der sonnenhafte Lorbeer spielte im Apollonkult eine Rolle. So bestand der Tempel aus Lorbeerholz und die Orakelpriesterinnen ruhten auf Lorbeerblättern und zerkauten sie als Hilfsmittel, um ihre Sehergabe zu stärken; im Griechischen nannte man das Sonnengewürz "Mantikos", das Hellsehkraut. Auch die Priesterinnen des Heilgottes Asklepios, ein Sohn des Apollon, benutzten die aromatische Pflanze, um den Krankheitsgeist besser wahrzunehmen. Zur Stärkung der Seherkraft wurde Lorbeer auch geräuchert.

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Mars
Mars verkörpert Willensstärke, Widerstandskraft sowie Triebhaftigkeit und Aggression als Willensimpuls zum Überleben. In der Antike verehrte man ihn als Kriegsgott Mars/Ares; auch die Göttin Athene und Helden wie Herakles oder Siegfried der Drachentöter zeigen marsianische Elemente. 


Entsprechend ihrem himmlischen Abbild sind viele Pflanzen des Mars mit ihren Stacheln, Dornen oder Brennhaaren ebenfalls recht wehrhaft (Disteln, Weißdorn, Brennessel). Einige sind dagegen hautreizend oder blasenziehend (Bärenklau, Giftsumach, Seidelbast). Brennend und scharf ist die Geschmacksrichtug vieler Marspflanzen (Rettich, Knoblauch, Meisterwurz); Rottöne dominieren (Aronstab, Gauchheil, Kaffeebohne). Da auch Giftstoffe Pflanzen zur Abwehr dienen, sind diese häufig dem Mars unterstellt (Eisenhut; vor Entdeckung der transsaturnalen Planeten unterstanden alle Giftpflanzen Mars und/oder Saturn). Nicht alle Marspflanzen sind also wohltätig und Vorsicht ist bei manchen daher angebracht.
    
Dennoch sind die meisten Pflanzen des Kriegsgottes relativ ungiftig und ihre Anwendungsgebiete gehören zu den wichtigsten in der Heilkunde: Einerseits stärken viele die Abwehr und die Lebens- bzw. Willensenergie (Schlehe, Eleutherokokkus, Echinacea); manche Marspflanzen fördern auch die Gallentätigkeit (Galle ist das Organ des Willens; Disteln, Schöllkraut). Andererseits schützen sie den Körper vor Toxinwirkungen, bzw. leiten diese aus dem Körper aus (allg. Stachelsignatur zur Entgiftung), daher die Anwendungen bei chronischen Stoffwechselerkrankungen mit Erschöpfung, Rheuma, Gicht, Allergien oder Hautleiden. Ergänzend eignen sich für Entgiftungsrezepte Pflanzen der Venus und Sonne oder des Merkurs.

Manche Marspflanzen hängt man noch heute als schutzmagisches Amulett gegen Verhexung und Seuchen über die Tür, beispielsweise die Silberdistel, die mit ihrem animalischen Geruch (heißt auch Eberwurz) und ihrem Dornenkranz die Vitalität des Mars verkörpert. Sie enthält antibiotisch wirkende Stoffe (Carlinaoxyd) - die volkstümliche Verwendung als Schutzamulett ist also durchaus begründet.

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Jupiter
Zusammen mit Venus und Sonne verkörpert Jupiter das Prinzip der Harmonie und Wohltätigkeit. Er ist der große Gönner in der Astrologie. Glück, Einfluß und Reichtum sind dem beschert, der eine gute Jupiterstellung im Horoskop hat. Jovialität (Jovis = Jupiter) zeichnet den Jupitermenschen aus. 

Jupiterpflanzen sind so wohltätig wie ihr himmlisches Vorbild. Zusammen mit Venus und Sonne unterstehen dem Regenten des Olymp Bäume mit eßbaren Früchten sowie Kornfrüchte. Viele weitere Laubbäume sind ebenfalls jupiterhaft (Kastanie). Dies gilt besonders für die Eiche (Quercus robur), in deren mächtiger Gestalt sich der kraftvolle Geist von Zeus/Jupiter verkörpert (robur = Kraft). In der
Tat ist die Eiche nicht nur tonisierend und kräftigend, sondern auch ein wichtiges Mittel bei Vergiftungen (bindet Alkaloide und Schwermetalle), Entzündungen und Hautallergien. Eine Reihe weiterer Jupiterpflanzen eignen sich ebenfalls zur Behandlung von Haut- und Bindegewebsleiden (Beinwell, Borretsch, Dachwurz, Kastanie, Klette).

Bei der Betrachtung der Signaturen zeigen auffallend viele Pflanzen Gemeinsamkeiten mit der Sonne, z.B. die majestätische Gestalt, der leicht bittere und würzige Geschmack, leuchtende Farben, besonders Gelb und Blau (Artischocke, Engelwurz, Gelber Enzian). Viele dieser Pflanzen zeigen eine leberspezifische Wirkung. Da das Jupiterorgan Leber nicht nur ein Stoffwechsel- und Entgiftungsorgan ist, sondern auch für unser Temperament verantwortlich ist, dienen solche Pflanzen, neben der Behandlung von Leberleiden, auch zur Therapie seelischer Störungen.
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Saturn
Bis zur Entdeckung der transsaturnalen Planeten, war Saturn die zwielichtigste unter den sieben kosmischen Grundkräften. Er ist der Herr der Einschränkungen und Prüfungen, aber auch der Metaphysik. In diesem Sinne entspricht er der Berufung, der wir zu folgen haben, um Unglück zu vermeiden. Erst wenn wir uns dem verweigern, wird sein Einfluss wirklich unangenehm. 

Einerseits verkörpert Saturn den luziferischen Fall des Geistes in die Materie, andererseits heißt er auch "Lichtbringer". Die Entsprechung ist unsere Fähigkeit zur Erkenntnis, mit deren Hilfe wir unsere materiellen Grenzen überwinden können. Eine Reihe saturnaler Pflanzen können uns durch ihre psychoaktive Wirkung bei unserem Bemühen um Bewußtheit helfen (Fliegenpilz, Peyotl). Saturn ist der "Hüter der Schwelle" zur Welt kosmischen Bewußtseins und viele seiner Pflanzen dienen noch heute Schamanen auf der ganzen Welt zur Schau verborgener Wahrheiten jenseits von Raum und Zeit (Saturn ist der Hüter der Zeit; bis in die Neuzeit unterstanden alle halluzinogenen Stoffe Saturn und/oder Merkur).

Dem Saturn entspricht auch das Alter, der Tod (dito der Initiationstod) und alles Dauerhafte; damit unterstehen ihm im Menschen vor allem die Milz (Todesprozesse), die Knochen, alle chronischen Krankheiten sowie alle mineralisierenden oder verhärtenden Krankheiten (MS, Sklerose, Steinbildung). Seine Farben sind schwarz - graue Töne.
     
Dieses saturnale mineralische Prinzip finden wir in Pflanzen mit hohem Kieselsäuregehalt wieder (Schachtelhalm, Bambus, Hafer, Rauhblattgewächse wie Beinwell). Kieselsäure stimuliert die Abwehr, strukturiert bei entzündlichen Haut- und Schleimhauterkrankungen, strafft und reinigt das Bindegewebe und verbessert den Lichtstoffwechsel zwischen Zellen. Ferner ist Kieselsäure für die Aufrichtekraft von Pflanzen notwendig (Streben zum Licht); therapeutisch wird sie deshalb vor allem bei Wirbelsäulen- und Knochenleiden genutzt, aber auch bei psychischen Leiden, denn Kieselsäure ist eine regelrechte Nervennahrung bei Erschöpfung und Depression (mit solaren Mitteln ergänzen).Als Verkörperung der Winters und der Unterwelt, ist Saturn mit Totenkulten verknüpft. Friedhofspflanzen wie Efeu, Wacholder, Eibe oder Zypresse sind allesamt saturnal. Ihre Gemeinsamkeit ist, neben ihrer Düsterkeit, daß sie alle Immergrün sind, also dauerhaft der dunklen Jahreszeit trotzen. Dies ist auch ein Kennzeichen für ihre solare Natur, denn sie zeugen davon, daß die Tore der Unterwelt niemals ganz verschlossen sind. Immerhin findet im Zeichen Steinbock, das Saturn regiert, die Geburt der Sonne statt, die wir noch heute als Weihnachten feiern; immergrüne Pflanzen als Weihnachtsschmuck zeugen also von der Unsterblichkeit der Sonne. 
     
Als Heilmittel dienen immergrüne Pflanzen ausnahmslos zur Behandlung von Altersleiden sowie chronischen und/oder kalten Erkrankungen. Für wurzelbetonte Heilpflanzen gilt ähnliches, denn der unterirdische mineralische Pol der Pflanze untersteht ebenfalls dem Saturn.
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Jenseits der Schwelle - Uranus, Neptun und Pluto
Mit Saturn verlassen wir die sieben kosmischen Grundkräfte und stoßen "jenseits der Schwelle" in den Bereich kosmischen Bewußtseins vor. Mit der Entdeckung von Uranus, Neptun und Pluto begann ein neues Kapitel der Menschheitsgeschichte.

Obwohl man die neuen Planeten als "kollektiv wirkende" bezeichnet, ist jeder in dieser Zeit dazu aufgerufen, seinen wahren und einzigartigen Weg zu finden, jenseits aller Institutionen und Glaubensvorstellungen. Die Wirkung dieser Kräfte ist auflösend auf verkrustete soziale Strukturen.
     
Astrale Kräfte, Spontanität (Uranus), Mystik (Neptun) und der Zugang zu den archaischen Wurzeln des Bewußtseins (Pluto) bestimmen den Zeitgeist. Wie schwierig dieser Weg für den Menschen ist, zeigt die Zunahme an Herzleiden, viralen Erkrankungen, Allergien, Krebs, Nervenleiden, Psychosen und Drogensucht, die alle auf die Wirkung dieser Planeten zurückzuführen sind. Die Leiden sind ein Ausdruck für den Konflikt des Individuums, die alten Hüllen abzustreifen.
     

Betrachten wir die Pflanzen dieser Planeten, so zeigen einige Gemeinsamkeiten: Der Wachstumsort ist häufig geopathisch (Wasseradern, Erdverwerfungen); Ausbildung von Giftstoffen (Rauschpflanzen); bizarre Wachstumsformen, die an Naturgeister erinnern - die neuen Planeten verkörpern die "Anderswelt".
     
Pflanzen des Uranus zeigen viele Gemeinsamkeiten mit Merkur (Oktave). Sie eignen sich vor allem dazu, das kreative Potential des Bewußtseins zu steigern (Channeling: Akelei, Immergrün, Natternkopf, Wahrsagesalbei). Andere zeigen ihre Heilwirkung bei Leiden durch plötzliche Einflüsse oder nach Strahlungen (Wasserdost, Beifuß, Arnika, Eleutherokokkus).
     
Pflanzen des Neptun wirken dagegen eher betäubend und lähmend; in homöopathischer Zubereitung zeigen sie dagegen einen stimulierenden oder harmonisierenden Effekt (Schlafmohn, Bilsenkraut, Teichrose). Manche führen bei Mißbrauch schnell zu Suchterscheinungen oder Wahnsinn (Schlafmohn, Heroin, Stechapfel). Einige Pflanzen des Uranus und des Neptun sind in geeigneter Dosierung krebsfeindlich (Eleutherokokkus, Mistel).
     
Im Pluto verkörpert sich die "andere" Welt besonders eindrucksvoll. Als Herr der Unterwelt (= Erde) sind seine Pflanzen meist düster. Manche Plutopflanzen wie Lebensbaum oder Zypresse sind zudem beliebte Friedhofspflanzen, die, richtig dosiert, zu den besten Immunstimulantien und lebensverlängernden Mittel gehören.
     
Die Eibe zeigt den Pluto in besonders reiner Form. Unter ihr trafen sich Druiden zum Rat und im Totenkult der Gallier galt sie als Opfergabe und Symbol des ewigen Lebens; vielleicht war sie sogar der Weltenbaum, der bekanntlich immergrün gewesen sein soll.
     
Auch Bilsenkraut zeigt plutonische Kräfte. Herakles brachte es aus der Unterwelt mit ans Tageslicht und im Orakelkult vieler Völker spielte es eine wichtige Rolle, da es die Augen für eine Welt jenseits aller Vorstellung öffnet.
     
Wenn man die Pflanzenliste der drei Planeten genauer anschaut, fällt auf, daß viele rezeptpflichtig sind, oder der Genuss durch das Betäubungsmittelgesetz verboten ist. Dies ist nicht unbedingt ein Verdienst zum Wohle der Menschheit, sondern eher ein Indiz dafür, wie sehr sich unser Leben von jeglicher Spiritualität entfernt hat. Die Zukunft wird es zeigen, ob wir dazu bereit sind, den "Pflanzen der Götter" wieder einen festen Platz in unserem Kulturkreis einzuräumen. Vielleicht können wir dann besser das transzendente Potential der neuen Planeten für unsere Bewusstseinsentwicklung nutzen.



Anmerkungen
  1. Nach antiker Vorstellung: Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn



Literatur:

Olaf Rippe/Margret Madejsky: "Heilmittel der Sonne" (Peter Erd Verlag)
Agrippa von Nettesheim: "Die magischen Werke" (Fourier Verlag)
Akron: "Das Astrologie-Handbuch" (Kailash Verlag)
Viktor Bott: "Anthroposophische Medizin" (Haug Verlag)
Surya: "Astrologie und Medizin" (Rohm Verlag)

Zingg: „Vorlesung, Januar 2015: Magie und Mythologie der Pflanzen“